Schlagwort: Sigmund Freud

  • Das wäre doch gelacht!

    Das wäre doch gelacht!

    Ursprünglich sollte das Lachen Furcht einflößen, schließlich ist es aus dem Zähnefletschen entstanden. Wenn jemand ein gesundes Gebiss hatte, demonstrierte das Kraft und war damit eine Drohgebärde. Innerhalb einer Gruppe aber hatte und hat es etwas Verbindendes: sich untereinander anzulächeln – also die Zähne zu zeigen – heißt, Teil einer starken Gemeinschaft und ein gleichberechtigter Partner innerhalb der Gruppe zu sein. 

    »Eine Ausdrucksform, die im Lauf der Evolution des Menschen derart konstant geblieben ist, muss einen entscheidenden Überlebensvorteil gehabt haben«, sagt der Berliner Humanbiologe Carsten Niemitz. Wer von unseren Vorfahren lächeln konnte, geriet weniger in Auseinandersetzungen: Wer seine friedlichen Absichten mit einem Lächeln demonstrierte, wurde seltener in einen Kampf verwickelt und verletzt und fiel so nicht für eine oder mehrere Fortpflanzungsperioden aus. 

    Auch heute noch entschärft das Lächeln im menschlichen Umgang angespannte Situationen – zum Beispiel als Entschuldigung, wenn man jemandem versehentlich auf den Fuß getreten ist. 

    Und in einer Partnerschaft hilft ein Lächeln beim Deeskalieren eines Streits: einer der Partner macht einen Witz und schaut den anderen dabei an – dieser schaut zurück – der erste lächelt – der andere nimmt das Lächeln auf – beide lachen gemeinsam. »Diese Methode, über ein Problem hinwegzukommen, beherrschen sogar schon Kleinkinder«, sagt die Salzburger Emotionspsychologin Eva Bänninger-Huber. 

    Die Kraft des Lächelns führt nicht nur mehr Glück und Zufriedenheit für jeden einzelnen, sondern hat auch Pluspunkte im sozialen Miteinander, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld: ein Lächeln kann uns verzaubern – Kinderlachen sowieso – aber auch wenn Erwachsene sich anlächeln.

    Lächeln ist ein universelles Signal unter Menschen. Es wird überall auf der Welt verstanden. Egal in welcher Kultur und Gesellschaft: Das Lächeln steht in der Regel für Freude und Freunde, für gute Laune und zeugt von Offenheit und Vertrauen dem anderen gegenüber. 

    Und weil Lachen auch ansteckend sein kann, wird Gelächter zu Fernsehsendungen hinzugefügt. Übrigens: Die erste amerikanische Fernsehshow, die solche Lachkonserven verwendete, war 1950 «The Hank McCune Show».

    Worüber lachen wir eigentlich?

    Diese Frage stellte schon Erich Kästner: »Worüber lacht der Mensch? Er lacht, wenn man ihn kitzelt. Oder er lacht, wenn er andere lachen hört. Aber worüber lacht der Mensch, wenn sein Herz und sein Verstand bei der Sache sind? Das ist rasch gesagt: Er lacht über Kontraste!« 

    Ein Kontrast entsteht immer dann, wenn etwas Normales – also der gewohnte Lauf der Dinge – plötzlich abbricht und etwas Unerwartetes passiert. Zum Beispiel wenn ein Schauspieler Schluckauf bekommt oder eine Autoritätsperson ins Fettnäpfchen tritt. 

    Ob wir dabei aber wirklich herzhaft lachen, entscheidet unser Gewissen. Denn Humor ist mehr oder weniger schadenfreudig. Sigmund Freud hat Humor als »erspartes Mitleid« erklärt: »Wo störende Affekte, wie Mitleid, Schmerz und Ekel, ausgeblendet werden, dort ist Humor.« Der ersparte Gefühlsaufwand fließe im Lachen ab und erzeuge Lust. 

    Worüber lacht man in anderen Kulturen? 

    Gelacht wird rund um die Welt, doch wann und worüber gelacht wird, ist sehr unterschiedlich. Lachsituationen werden sehr stark durch Herkunft, Alter und das Geschlecht, Ort und Zeit sowie die gesamte Kommunikationssituation und nicht zuletzt durch die kulturelle Prägung beeinflusst. So kann es für uns in Europa unverständlich sein, dass in China in kritischen Situationen, wie z.B. bei Unfällen oder Katastrophen, Menschen lächeln: das Lachen ist oft ein Ventil für starke Gemütsbewegungen. In Afrika südlich der Sahara ist Lachen wiederum oft ein Ausdruck der Überraschung, der Unsicherheit und des Unbehagens. 

    Übrigens: der älteste Witz der Welt ist eine Scherzfrage aus der sumerischen Kultur Mesopotamiens und rund 4000 Jahre alt: 

    »Was ist seit Urzeiten noch nie geschehen? Eine junge Frau sitzt auf dem Schoß ihres Mannes und pupst nicht.« 

    Auch wenn dieser Witz heute kein Brüller mehr ist, bleibt Humor immer noch eine wichtige Ressource. Denn Humor ist mehr als nur einen guten Witz zu erzählen. Laut Wikipedia ist Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.

    »Humor ist, wenn man trotzdem lacht« Also wenn man schwierigen Situationen mit Witz und Leichtigkeit begegnet und andere zum Lachen bringt, kurz gesagt die Fähigkeit, die Umstände und sich selbst nicht so ernst zu nehmen. 

    Mehr über die Wirkung von unserem Lachen, wie es uns gut tut und warum es funktioniert, liest du in unserem Blogbeitrag »Heute schon gelacht?«

    Möchtest mehr über Humor und wie er dein Leben verändert, wissen? Die Psychologin und Humorforscherin Dr. Doris Bach hat ein Braintonic Special für uns gemacht: Braintonic Humor, als Hörbuch oder eBook nur bei uns erhältlich!

    Du möchtest auch gern witzig sein und die Lacher auf deiner Seite haben? Dann hol dir unsere »8 Tipps, wie du in Gesprächen ohne Anstregung lustig sein kannst«

  • Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist Narzisst?

    Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist Narzisst?

    Toxische Personen wie Narzissten begegnen uns jeden Tag, auf der Straße, im Büro, beim Fortgehen oder in der Familie. Tatsächlich ist die Toxizität schon innerhalb kürzester Zeit erkennbar. Unser Bauchgefühl zeigt uns recht schnell, dass irgendetwas nicht stimmt. Aber wir lassen uns nur zu gern von der charmanten Fassade täuschen und wollen das wahre Ich nicht glauben. Das kann aber schwerwiegende Folgen für uns und unsere Gesundheit haben. Im letzten Beitrag »Toxische Beziehungen – Gift für die Seele« hast du erfahren, was eine toxische Beziehung ist und wie sie entsteht. Heute geht es darum, woran wir so eine toxische Person überhaupt erkennen können und wer oder was eine toxische Person eigentlich ist.

    Der amerikanische Psychologe John Bradshaw entwickelte maßgeblich das Konzept des Inneren Kindes, das alle gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der Kindheit symbolisiert: Freude und Schmerz, Glück und Traurigkeit, Neugierde und Angst, sowie Intuition und Wut. Wenn ein Mensch in seiner Kindheit und Jugend gezwungen ist, diese Gefühle zu unterdrücken, wird sein inneres Kind frustriert und verletzt. Im Erwachsenenalter zeigen sich diese Verletzungen durch diverse Abwehrstrategien, Schutzmechanismen oder Schmerzvermeidungsstrategien, die in der Kindheit zwar hochfunktional das kindliche Überleben sichern, aber später hochtoxisch sind, indem sie Beziehungen sabotieren. Bradshaw bezeichnete diese Muster als »Contaminate«, ein Wort, dessen 11 Buchstaben für jeweils ein toxisches Beziehungs- bzw. Verhaltensmuster steht.

    1. Co-Dependence): Co-Abhängigkeit
    2. Offender Behaviours: Gewalt
    3. Narcisstic Disorders: Narzisstische Störungen
    4. Trust Issues: Vertrauensprobleme
    5. Acting Out / Acting in Behaviours: Agieren / Selbstbestrafung
    6. Magical Beliefs: Wunderglaube
    7. Intimacy Dysfunctions: Störungen der Intimität
    8. Nondisciplined Behaviours: Undiszipliniertes Verhalten
    9. Addictive/ Compulsive Behaviours: Sucht / Zwänge
    10. Thought Disortions: Denkstörungen – Schwarz-Weiß-Denken
    11. Emptiness / Apathy: Innere Leere / Depression

    Wir beschäftigen uns heute mit Narzissten, da wir an diesem Muster die Problematik von toxischen Personen und ihren Beziehungen zu anderen Menschen besonders gut zeigen können. Der Begriff Narzissmus hat seinen Ursprung in den Metamorphosen von Ovid: Narziss ist der Sohn der Wassernymphe Leiriope, nachdem diese vom Flussgott Kephissos missbraucht wurde. Narziss ist wunderschön und wird von allen begehrt. Doch er ist stolz und überheblich und weil ihm niemand gut genug ist, weist er alle ab. Auch die Nymphe Echo, die sich so lange nach ihm verzehrt, bis sie gar keinen Leib mehr hat und nur noch aus Schall besteht. Die Göttin Nemesis bestraft Narziss mit unstillbarer Selbstsucht und Aphrodite sorgt dafür, dass er sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt. Schließlich stirbt Narziss beim Versuch, sein Spiegelbild zu umarmen.

    Besonders interessant finden wir, dass Narziss nicht in sich selbst verliebt ist, sondern in sein Spiegelbild – also das Bild, das er von sich selbst hat. Er ist sozusagen süchtig nach dem falschen und überhöhten Bild von sich selbst.

    Der sehr narzisstische Mensch hat eine unsichtbare Mauer um sich erstellt;
    er ist alles, die Welt ist nichts – oder vielmehr:  ER IST DIE WELT.

    Erich Fromm

    Bereits Sigmund Freud beschäftigte sich mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die sehr komplex ist und in vielen Formen und Ausprägungen vorkommen kann. Narzissten sind sehr stark von sich selbst überzeugt und möchten stets ihr grandioses Selbst aufrecht erhalten. Deshalb muss dieses immer wieder durch Aufmerksamkeit von anderen Menschen bestätigt werden. Greift jemand dieses überzogene Selbstbild an, reagiert der Narzisst häufig unverhältnismäßig aggressiv.

    Nun haben wir narzisstische Persönlichkeitsstörungen genauer betrachtet. Diese sind jedoch nur ein Bruchteil der toxischen Personen, denn: Jeder Narzisst ist toxisch – doch nicht jeder, der toxisch ist, ist auch ein Narzisst. So wie narzisstische Menschen sind auch toxische Personen sehr charmant und haben eine starke Anziehung auf uns, weil sie uns anfangs das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein. Dadurch haben sie uns schnell in der Hand, und wir können uns kaum wehren. Hinter einer faszinierenden Fassade verstecken sich bewusst manipulierende und verletzende Personen, die Schwächen ihres Gegenüber gekonnt ausspielen.

    Generell passen bei toxischen Personen ihr Selbstbild und ihre Gefühlswelt nicht zusammen. Sie besitzen ein vermindertes Einfühlungsvermögen und interessieren sich in Wahrheit nicht wirklich für andere Menschen. Sie dominieren gern andere und weigern sich, die Gefühle ihres Gegenübers zu berücksichtigen. Dabei sind sie meistens extrem bedürftig und nicht in der Lage, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Sie können nicht verzichten, sind verbohrt, uneinsichtig und unbelehrbar. Sie verlangen unablässig nach ungeteilter Aufmerksamkeit und geben anderen Menschen die Schuld, wenn diese ihre Bedürfnisse nicht erfüllen. Bei Kritik zeigen sie ihr wahres Gesicht und bestrafen mit Liebesentzug. In letzter Konsequenz zerstören sie rücksichtslos das Vertrauen ihrer Mitmenschen in sich selbst, in die Welt, in die Menschen, in die Liebe und daraus in alle Beziehungen.

    Jetzt hast du schon eine Menge über Narzissten und andere toxische Personen erfahren. Du weißt auch bereits, warum sie sich genau so verhalten. Aber du bist dir immer noch nicht sicher, ob du es wirklich mit einer toxischen Person zu tun hast? Die Antwort auf deine Frage bekommst du am Ende dieser Checkliste:

    1. Muss die Person stets im Mittelpunkt des Geschehens stehen und zieht sie die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich?
    2. Ist die Person kritisch, schwer zu befriedigen und verbal übergriffig?
    3. Ist die Person von ihrer Meinung und ihrem Urteil so sehr überzeugt, dass sie keine andere Meinung gelten lässt?
    4. Haben Geld und Status im Leben der Person eine große Bedeutung und ist sie neidisch auf andere Menschen, die besser zu sein scheinen oder mehr besitzen?
    5. Erwartet die Person stets ohne ersichtlichen Grund eine bevorzugte Behandlung und kann es nicht ertragen, wenn sie nicht beachtet wird?
    6. Verachtet die Person generell Vorschriften und stellt ihre eigenen Regeln auf, die aber nur für die anderen gelten und nicht für sie selbst?
    7. Schaut die Person oft herablassend und arrogant auf andere Menschen, besonders »Untergebene«, also Menschen, die ihrer Meinung nach in der Hierarchie unter ihnen stehen, zB Kellner, Verkäufer… ?
    8. Gibt sich die Person in einer Minute charmant und liebevoll und in der nächsten zurückhaltend und abwertend?
    9. Will die Person in der Öffentlichkeit stets einen guten Eindruck machen und umgibt sich gerne mit hochgestellten Personen, die ihre eigene Bedeutung untermauern?
    10. Ist die Person ein pathologischer Lügner und Betrüger?
    11. Muss die Person immer alles unter Kontrolle haben?
    12. Kann die Person keine Schwäche oder einen Fehler zugeben?
    13. Verdreht, verwirrt, beschuldigt oder greift sie sogar an, wenn sie mit ihrem eigenen Fehlverhalten konfrontiert wird?
    14. Verherrlicht diese Person ihre eigenen Leistungen und schmälert die der anderen?
    15. Kann die Person kein angemessenes und echtes Mitgefühl und Empathie ausdrücken und hat Mühe, sich selbst zurückzunehmen, sich auf andere einzustellen und ehrliches Interesse zu zeigen?

    Wenn du 5 der Fragen mit JA beantwortet hast, zeigt die Person starke toxische Züge. Sie sieht nur sich und nicht die anderen. Menschen sind für diese Person nur Objekte, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Sie benutzt andere Menschen ohne jegliches empathisches Gefühl für ihr Gegenüber. Eine Beziehung mit ihr ist äußerst schwierig und nahezu unerträglich. Ein Zusammenleben oder -arbeiten ist nur unter bedingungsloser Selbstaufgabe möglich. Aus diesem Grund wird es nie eine gesunde Beziehung werden. Also:

    Nimm deine Beine in die Hand und lauf!

    Die verheerenden Folgen einer toxischen Beziehung zeigen wir dir im nächsten Beitrag »Vergiftet und abhängig«.