Erfolgreiche Führung von AD(H)S -Mitarbeitenden: So leitest du ein kreatives und inklusives Team

Die Führung von Teams mit AD(H)S ist ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt – und das aus gutem Grund. AD(H)S betrifft nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, die in verschiedenen Berufen und Branchen erfolgreich tätig sind. Doch wie bei vielen neurodiversen Menschen bringt AD(H)S am Arbeitsplatz spezifische Herausforderungen mit sich:

Menschen mit AD(H)S haben oft Schwierigkeiten mit der Konzentration, sind manchmal impulsiv oder haben Probleme, ihre Aufgaben zu organisieren. Das kann das Arbeitsumfeld und das Zusammenspiel im Team beeinflussen. Auf der anderen Seite bringen sie aber auch Stärken mit – wie Kreativität, schnelle Problemlösungsfähigkeiten und die Fähigkeit, innovative Ideen zu entwickeln. In diesem Artikel schauen wir uns an, was das für die Führung bedeutet. Du bekommst konkrete Tipps und Strategien, wie du ein Arbeitsumfeld schaffst, in dem Teammitglieder mit AD(H)S ihre Stärken einbringen können, ohne dass ihre Herausforderungen zu einem Hindernis werden.

Was ist AD(H)S?
Wie AD(H)S-Symptome die Arbeit beeinflussen
AD(H)S im Team: eine Herausforderung!
Warum Verständnis und Sensibilität bei AD(H)S so wichtig sind
Neurodiverse Teams erfolgreich führen
So geht’s im Arbeitsalltag: konkrete Tipps
Abschließende Gedanken: AD(H)S als Chance für ein kreatives und produktives Team

Was ist AD(H)S?

AD(H)S ist eine neurobiologische Störung, die vor allem in der Kindheit bekannt ist, aber oft auch bis ins Erwachsenenalter anhält. Menschen mit AD(H)S haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, sich zu konzentrieren oder ihre Impulse zu kontrollieren. Dabei sind nicht alle Symptome bei jedem Menschen gleich ausgeprägt – es gibt verschiedene Formen von AD(H)S:

ADHS steht für »Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung«, während ADS für die »Aufmerksamkeits-Defizit-Störung« steht. Der Unterschied zwischen den beiden Begriffen liegt vor allem in der Ausprägung der Symptome: Menschen mit ADHS zeigen neben Problemen mit der Aufmerksamkeit oft auch Hyperaktivität und Impulsivität. Bei ADS fehlen diese hyperaktiven Symptome, was bedeutet, dass die betroffene Person vor allem Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren oder ihre Gedanken zu ordnen, aber weniger von innerer Unruhe oder impulsiven Handlungen betroffen ist.

Die Begriffe werden meist synonym verwendet, aber es ist wichtig zu wissen, dass nicht jeder mit AD(H)S auch hyperaktiv ist. In vielen Fällen erleben Menschen mit AD(H)S eher eine innere Unruhe, die weniger auffällt, aber genauso herausfordernd ist.

AD(H)S hängt mit der Art und Weise zusammen, wie das Gehirn bestimmte Aufgaben steuert, besonders in den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Aktivitätslevel. Es gibt Unterschiede in der Funktionsweise bestimmter Gehirnregionen, die für diese Aufgaben zuständig sind, vor allem im präfrontalen Kortex. Dieser Bereich hilft uns, uns zu konzentrieren, Pläne zu machen und Impulse zu kontrollieren. Bei Menschen mit AD(H)S sind diese Prozesse oft weniger effizient, was dazu führt, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit zu bündeln oder sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, besonders bei länger andauernden oder wenig belohnenden Tätigkeiten.

Ein wesentlicher Faktor für diese Schwierigkeiten sind die Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin, die eine zentrale Rolle in der Kommunikation zwischen den Nervenzellen spielen: Dopamin ist entscheidend für die Fokussierung der Aufmerksamkeit und die Verarbeitung von Belohnungen. Bei Menschen mit AD(H)S ist die Dopaminaktivität in den betroffenen Gehirnregionen häufig niedriger, was das Fokussieren auf Aufgaben erschwert und die Motivation für längere, weniger interessante Aufgaben verringert. Noradrenalin hilft, die Aufmerksamkeit zu stabilisieren und das Energieniveau zu regulieren. Auch hier gibt es bei AD(H)S oft ein Ungleichgewicht, was es schwieriger macht, über längere Zeit konzentriert zu bleiben oder die nötige Energie für eintönige Aufgaben aufzubringen.

Diese biochemischen Unterschiede im Gehirn führen dazu, dass Menschen mit AD(H)S oft nicht nur mit Unaufmerksamkeit und Impulsivität kämpfen, sondern auch mit den inneren Prozessen, die es neurotypischen Personen ermöglichen, sich zu fokussieren und Aufgaben effektiv zu managen.

Wie AD(H)S-Symptome die Arbeit beeinflussen

Stell dir vor, du hast ein Teammitglied, das regelmäßig Deadlines nicht einhält. Es hat das Projekt voll im Kopf, aber plötzlich wird eine E-Mail oder ein Anruf zum Hauptfokus. Die ursprüngliche Aufgabe ist dann nicht mehr so wichtig, und es dauert viel länger, bis es wieder zurückkommt und die Arbeit fortsetzt. Das ist kein Zeichen von Desinteresse oder mangelnde Motivation, sondern eine typische Herausforderung für jemanden mit AD(H)S – die Fähigkeit, sich für längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren, fällt oft schwer.

  • Unaufmerksamkeit: Menschen mit ADHS fällt es oft schwer, ihre Gedanken zu bündeln. Sie beginnen Projekte mit Begeisterung, lassen sie aber schnell wieder fallen, wenn etwas anderes ihre Aufmerksamkeit erregt. Vielleicht hast du das schon mal ein Teammitglied erlebt, das während einer Besprechung ständig mit dem Handy spielt oder plötzlich ein ganz anderes Thema anbringt. Es ist nicht, dass sie kein Interesse haben, aber ihre Konzentration springt schnell um.
  • Impulsivität: Besonders bei ADHS können Menschen dazu neigen, Entscheidungen spontan zu treffen, ohne vorher gründlich darüber nachzudenken. In einem Team könnte das dazu führen, dass jemand während einer Besprechung ständig dazwischenredet oder eine Idee äußert, bevor die anderen Teilnehmer ihre Gedanken abgeschlossen haben. Wenn Entscheidungen deshalb schneller getroffen werden, ohne alle Details zu überblicken, kann es später zu Missverständnissen oder Fehlern kommen.
  • Hyperaktivität: Besonders bei Kindern ist Hyperaktivität ein deutliches Zeichen, bei Erwachsenen eher in einer inneren Unruhe spürbar. Dadurch haben Menschen mit AD(H)S Schwierigkeiten, still zu sitzen oder sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Ein Teammitglied mit dieser Symptomatik könnte in Meetings ständig von einem Punkt zum anderen springen oder mit seinen Füßen wippen, während es gleichzeitig versucht, dem Gespräch zu folgen. Diese Unruhe empfinden neurotypische Personen im Arbeitsalltag als störend, ist jedoch ein Teil der neurobiologischen Störung.

Es ist wichtig zu verstehen, dass ADHS und ADS keine »Charakterschwäche« sind. Sie betreffen die Art und Weise, wie das Gehirn arbeitet, insbesondere bei der Steuerung von Aufmerksamkeit, Impulsen und Aktivität. Doch trotz dieser Herausforderungen haben Menschen mit ADHS oder ADS viele Stärken, wie Kreativität und ein hohes Maß an Energie. Menschen mit AD(H)S denken oft »out of the box« und haben eine schnelle Auffassungsgabe. Doch diese Stärken können durch die Schwierigkeiten, sich zu fokussieren oder zu organisieren, in den Hintergrund geraten.

AD(H)S im Team: eine Herausforderung!

Wenn du ein Team mit einem Mitglied führst, das AD(H)S hat, wirst du feststellen, dass seine Bedürfnisse oft anders sind als die der anderen Teammitglieder. Während einige Mitarbeiter vielleicht gut mit klaren Anweisungen und festen Deadlines arbeiten, haben Teammitglieder mit AD(H)S oft Schwierigkeiten, sich auf eine lange Liste von Aufgaben zu konzentrieren oder bei komplexen, monotonen Tätigkeiten fokussiert zu bleiben. Sie profitieren möglicherweise von kürzeren, überschaubareren Aufgaben oder regelmäßigen Erinnerungen, um auf Kurs zu bleiben.

Ein weiteres häufiges Merkmal ist, dass Teammitglieder mit AD(H)S eine hohe Kreativität und Innovationskraft besitzen, aber Schwierigkeiten haben können, diese in die nötige Struktur zu bringen. Sie haben oft brillante Ideen, die das Team voranbringen könnten, aber es fehlt ihnen vielleicht die Geduld oder das System, um diese Ideen in die Tat umzusetzen. Als Führungskraft kann es eine Herausforderung sein, die richtigen Aufgaben für diese Teammitglieder zu finden, die ihre Stärken fördern und gleichzeitig ihre Herausforderungen berücksichtigen. Du wirst herausfinden müssen, wie du ihre Energie und Kreativität in den richtigen Bahnen lenken kannst, ohne sie zu überfordern oder frustriert zurückzulassen.

Ein ganz besonderer Punkt, den du als Führungskraft beachten musst, sind die Energie-Schwankungen, die viele Menschen mit AD(H)S erleben. Es gibt Tage, an denen diese Teammitglieder eine unerschöpfliche Energie haben, fast wie ein Duracell-Häschen, das ständig in Bewegung ist und einfach nicht aufhören kann zu arbeiten. In solchen Phasen sprudeln sie nur so vor Ideen und leisten oft unglaublich viel. Doch genauso gibt es Tage, an denen sie sich wie in einem »Schildkrötenpanzer« zurückziehen, kaum in der Lage sind, aus dem Bett zu kommen oder sich überhaupt für etwas zu motivieren. Diese Schwankungen können es für dich als Führungskraft schwierig machen, den Arbeitsfluss vorherzusagen. An den »Häschen-Tagen« läuft alles großartig, aber an den »Schildkröten-Tagen« kann es sich anfühlen, als würde nichts vorankommen, egal wie sehr du versuchst, sie zu motivieren.


Warum Verständnis und Sensibilität bei AD(H)S so wichtig sind

Für dich als Führungskraft ist es wichtig, dass du ein besonderes Verständnis und Sensibilität für AD(H)S entwickelst. Es geht nicht nur darum, die Symptome zu erkennen, sondern auch darum, die Auswirkungen dieser Symptome auf den Arbeitsalltag zu verstehen. Ein Teammitglied, das oft unaufmerksam wirkt oder in Besprechungen abschweift, könnte in Wahrheit Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder zu organisieren – und nicht etwa Desinteresse zeigen. Wenn ein anderes Teammitglied impulsiv handelt oder Aufgaben unvollständig lässt, bedeutet das nicht, dass es weniger engagiert ist; vielmehr kann es ein Zeichen dafür sein, dass es Schwierigkeiten hat, Impulse zu kontrollieren oder den Überblick zu behalten.

Als Führungskraft bedeutet das, dass du eine Umgebung schaffst, die sowohl Struktur bietet als auch flexibel genug ist, um auf die Bedürfnisse der einzelnen Teammitglieder einzugehen. Lerne, wie du Unterstützung bieten kannst, ohne das Gefühl zu vermitteln, dass du die Fähigkeiten der betroffenen Mitarbeiter infrage stellst. Es geht darum, das Vertrauen zu stärken, indem du das Teammitglied mit AD(H)S in die richtigen Bahnen lenkst, gleichzeitig aber den Raum gibst, sich kreativ und selbstständig zu entfalten.

Letztlich wird die Sensibilität für AD(H)S auch dazu beitragen, dass das ganze Team stärker wird. Ein Klima mit Verständnis und Akzeptanz fördert die Zusammenarbeit und sorgt dafür, dass jedes Teammitglied – unabhängig von seinen persönlichen Herausforderungen – erfolgreich und wertgeschätzt arbeiten kann.

Neurodiverse Teams erfolgreich führen

Wenn du bereits Menschen mit AD(H)S in deinem Team gearbeitet hast, dann weißt du bestimmt schon: Es ist eine bunte Mischung aus kreativen Geistesblitzen und gelegentlichem Chaos. Aber keine Sorge – mit ein paar einfachen Ansätzen kannst du als Führungskraft den Alltag für alle einfacher machen und das Beste aus den Talenten dieser Menschen herausholen.

Klare Kommunikation

    Eines der wichtigsten Dinge ist, klar und direkt zu kommunizieren. Menschen mit AD(H)S verlieren sich leicht in langen, komplizierten Erklärungen oder verpassen Details, wenn zu viele Infos auf einmal kommen. Versuche daher, Informationen so einfach und strukturiert wie möglich zu vermitteln. Formuliere Aufgaben in kurzen, klaren Sätzen und achte darauf, dass Prioritäten eindeutig sind. Wenn’s wichtig ist, schreib es nochmal auf oder mach eine Liste – das hilft enorm, den Überblick zu behalten. Und frag ruhig nach, ob alles klar ist. Das vermeidet Missverständnisse und spart später Stress.

    Struktur und Flexibilität kombinieren

      Menschen mit AD(H)S profitieren von klaren Strukturen, die Orientierung und Sicherheit bieten. Das bedeutet aber nicht, dass alles starr sein sollte – im Gegenteil. Zu viel Struktur kann sie einengen. Feste Deadlines und klare Abläufe geben Sicherheit, aber es muss auch Spielraum für spontane Ideen oder kreative Ansätze geben. Denn AD(H)Sler haben oft kreative Einfälle, die spontan kommen und nicht immer in starre Abläufe passen. Biete also einen Rahmen, in dem klar ist, was zu tun ist, und gleichzeitig Raum für Flexibilität. Du könntest zum Beispiel klare Ziele vorgeben, aber den Weg dahin flexibel lassen. Es geht darum, die Balance zu finden: genug Regeln, um Orientierung zu geben, aber nicht so viele, dass sie sich eingeengt fühlen.

      Individuelle Anpassungen

        Manchmal braucht es einfach ein paar kleine Anpassungen, damit jemand mit AD(H)S besser arbeiten kann. Vielleicht hilft ein ruhiger Arbeitsplatz, wo sie sich besser konzentrieren können, oder flexible Arbeitszeiten, damit sie an energiereichen Tagen richtig durchstarten und an anderen Tagen langsamer machen können. Auch Dinge wie Noise-Cancelling-Kopfhörer können viel bewirken. Wichtig ist, ein offenes Gespräch zu suchen und gemeinsam herauszufinden, was wirklich hilft.

        Zielorientierte Führung

          Ziele zu setzen, ist für Menschen mit AD(H)S oft schwer, vor allem, wenn sie groß und weit weg wirken. Hier kannst du als Führungskraft unterstützen, indem du dabei hilfst, klare Etappen zu definieren und regelmäßig den Fortschritt überprüfst. Zerlege Ziele in kleinere Schritte, die greifbar sind. Regelmäßige Check-ins können außerdem motivieren und zeigen, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Wichtig ist auch, dass du darauf achtest, dass die Ziele auch realistisch bleiben – wenn’s zu viel auf einmal wird, kann das schnell frustrieren. Feiere kleine Erfolge zwischendurch. Das hält die Motivation hoch.

          Wenn du diese Dinge im Blick hast, kannst du nicht nur die Herausforderungen auffangen, sondern auch das Beste aus ihren Stärken rausholen – und glaub mir, davon gibt’s eine Menge: Kreativität, Energie, Einfallsreichtum. Es lohnt sich, diesen Menschen den richtigen Rahmen zu geben, damit sie zeigen können, was in ihnen steckt.

          So geht’s im Arbeitsalltag: konkrete Tipps

          Jetzt denkst du, das ist ja alles ganz schön, aber wie setze ich das im stressigen Alltag um. Hier sind ein paar konkrete Ideen, mit denen du ein Umfeld schaffen kannst, in dem Menschen mit AD(H)S nicht nur produktiv arbeiten können, sondern ihre einzigartigen Stärken voll entfalten:

          Schaffe klare Strukturen

            Menschen mit AD(H)S tun sich oft schwer, wenn zu viele Dinge gleichzeitig passieren oder Aufgaben unklar formuliert sind. Hilf ihnen, den Überblick zu behalten, indem du klare Strukturen vorgibst:

            • Konkrete Deadlines: Je konkreter, desto besser. Mit Terminen wie »irgendwann mal«, »wenn es für dich passt« oder »so schnell wie möglich« können AD(H)Sler wenig anfangen. Dann passieren Aufgaben nämlich nie, weil die Frage, wann es jetzt erledigt sein soll oder wann der richtige Zeitpunkt ist, alles andere überschattet und nur darüber gegrübelt wird. Präzise Angaben wie »bis 7.3.« oder »bis Freitag 15 Uhr« sind da viel hilfreicher.
            • Aufgaben in kleine Schritte aufteilen: Große Projekte können schnell überwältigend wirken. Zerlege sie in überschaubare Aufgaben, die leichter zu bewältigen sind. Erstelle To Do-Listen für einen besseren Überblick.
            • Klare Prioritäten setzen: Mach deutlich, was zuerst erledigt werden sollte, um unnötigen Stress zu vermeiden.

            Kommuniziere regelmäßig

              Regelmäßige Kommunikation ist für Menschen mit AD(H)S essenziell, weil sie oft mit Unsicherheiten kämpfen – zum Beispiel, ob sie Aufgaben richtig verstanden haben oder auf dem richtigen Weg sind.  Das liegt daran, dass Menschen mit AD(H)S manchmal Schwierigkeiten haben, alle Details einer Aufgabe im Kopf zu behalten oder Informationen geordnet zu verarbeiten. Dadurch entsteht Unsicherheit, ob sie wirklich alles richtig verstanden haben oder etwas Wichtiges vergessen wurde – was oft zu Selbstzweifeln führt. Klare Rückmeldungen und regelmäßige Check-ins helfen, diese Unsicherheiten abzubauen und geben Orientierung. Wenn sie wissen, dass sie regelmäßig Feedback erhalten, müssen sie weniger Energie darauf verwenden, sich ständig selbst zu hinterfragen. Außerdem stärkt positive Rückmeldung ihr Selbstvertrauen und hilft ihnen, ihre Stärken besser einzusetzen. Regelmäßiges Feedback ist daher entscheidend.

              • Kurze Check-ins: Frag zwischendurch nach, ob alles klar ist oder ob es irgendwo hängt. Schon ein kurzes Gespräch kann helfen, den Fokus wiederzufinden.
              • Lob für Fortschritte: Selbst kleine Erfolge verdienen Anerkennung. Ein einfaches „Das hast du super gemacht!“ kann motivieren und Selbstvertrauen stärken.

              Minimiere Ablenkungen

                Das Arbeitsumfeld spielt eine große Rolle, wenn es um Konzentration geht. Menschen mit AD(H)S sind besonders anfällig für Ablenkungen, da ihr Gehirn Reize oft nicht automatisch filtern kann. Während viele Menschen störende Geräusche oder visuelle Reize im Hintergrund »ausblenden«, dringen diese bei AD(H)S-betroffenen Personen oft ungefiltert ins Bewusstsein. Statt Prioritäten setzen zu können, reagieren sie automatisch auf die lautesten, sichtbarsten oder aufdringlichsten Reize – selbst wenn diese gar nicht relevant sind. Jede Ablenkung bedeutet für sie einen zusätzlichen Aufwand, wieder zurück zur Aufgabe zu finden, was nicht nur frustrierend ist, sondern auch viel Energie kostet. Als Führungskraft kannst du helfen, Ablenkungen wie Hintergrundgeräusche, Telefonklingeln, E-mail-Benachrichtigungen, Bewegungen oder unaufgeräumte Schreibtische im Augenwinkel zu reduzieren:

                • Schaffe ruhigere Arbeitsbereiche oder ermögliche Homeoffice, um störende Reize zu minimieren.
                • Unterstütze mit Hilfsmitteln wie Noise-Cancelling-Kopfhörern oder strukturierten Zeitplänen.
                • Feste »Ruhezeiten« im Büro, in denen konzentriertes Arbeiten Vorrang hat, können auch hilfreich sein.

                Lass Flexibilität zu

                  Menschen mit AD(H)S arbeiten oft nicht am besten in einem starren 9-bis-17-Uhr-Rhythmus. Flexibilität ist deshalb besonders wichtig, weil ihr Energielevel oft wie eine Achterbahn ist. An manchen Tagen sprudeln sie vor Ideen und sind super produktiv, an anderen kommen sie nur schwer in die Gänge. Wenn sie die Freiheit haben, ihren Arbeitsalltag etwas flexibler zu gestalten – zum Beispiel mal im Homeoffice zu arbeiten, ihre Pausen selbst einzuteilen oder später anzufangen – können sie ihre guten Phasen voll ausnutzen. Und an den schwierigen Tagen hilft es, nicht so viel Druck zu spüren. Das macht es für sie leichter, ihr Bestes zu geben, ohne sich ständig gegen ihre Schwankungen kämpfen zu müssen.

                  • Homeoffice: Weniger Ablenkungen und mehr Kontrolle über die Umgebung können Wunder wirken.
                  • Gleitzeitmodelle: Variable Arbeitszeiten helfen Menschen mit AD(H)S, ihren Tag so zu gestalten, dass er besser zu ihrem Energielevel passt. So können sie produktive Phasen optimal nutzen und sich an weniger guten Tagen die nötigen Pausen gönnen, ohne zusätzlichen Stress.
                  • Pausen nach Bedarf: Ob ein Spaziergang oder eine kurze Bewegungseinheit – manchmal brauchen sie eine Auszeit, um wieder in den Fokus zu kommen.

                  Setze auf technologische Hilfsmittel

                    Tools sind für Menschen mit AD(H)S besonders nützlich, weil sie dabei helfen, den Überblick zu behalten und Aufgaben besser zu organisieren. Apps wie To-Do-Listen oder Projektmanagement-Tools erinnern an Deadlines und zeigen klar, was als Nächstes ansteht. Sie bieten visuelle und akustische Erinnerungen, die den Fokus verstärken und Ablenkungen verringern. So wird der Arbeitsalltag übersichtlicher, und man kann verschiedene Aufgaben anpacken, ohne sich von der Menge überwältigt zu fühlen.

                    • Projektmanagement-Software wie Trello oder Asana hilft, Aufgaben in überschaubare Schritte zu unterteilen.
                    • Apps wie Todoist oder Erinnerungsfunktionen in digitalen Kalendern sorgen dafür, dass Deadlines und Prioritäten nicht untergehen.
                    • Timer-Methoden wie die Pomodoro-Technik fördern die Konzentration über kürzere Zeiträume.

                    Erkenne und nutze Stärken

                      Menschen mit AD(H)S bringen oft besondere Fähigkeiten mit: Sie sind kreative Ideenmaschinen, denken schnell und können sich leidenschaftlich in Themen vertiefen, die sie begeistern. Schaffe Gelegenheiten, diese Stärken auszuleben:

                      • Kreative Aufgaben: Brainstormings, Problemlösungen oder Projekte, die Abwechslung bieten, sind oft genau ihr Ding.
                      • Abwechslung statt Routine: Monotone Abläufe sind für sie meist schwierig. Versuche, ihnen abwechslungsreichere Aufgaben zu geben, bei denen sie ihre Energie und Kreativität einbringen können.

                      Zeige Geduld und Verständnis

                        Ja, manchmal läuft es nicht rund. Termine werden vergessen, Unterlagen liegen chaotisch auf dem Schreibtisch, oder jemand kommt zu spät. Das ist nicht immer einfach, aber mit Geduld und Empathie erreichst du viel mehr, als wenn du der Person mit dem Stellwagen ins Gesicht fährst. Denk dran: Sie will nicht anecken, sie kämpft einfach mit ihrem inneren Chaos.

                        Mit ein bisschen Feingefühl und den richtigen Rahmenbedingungen kannst du Menschen mit AD(H)S nicht nur unterstützen, sondern auch das volle Potenzial für dein Team nutzen. Und ganz ehrlich: Die Energie und Kreativität, die sie mitbringen, sind oft unbezahlbar!


                        Abschließende Gedanken:
                        AD(H)S als Chance für ein kreatives und produktives Team

                        Klare Kommunikation, Struktur und Flexibilität sind wichtig, wenn du ein Team mit Personen mit AD(H)S führst. Regelmäßiges Feedback hilft, Unsicherheiten abzubauen, und technologische Hilfsmittel unterstützen alle dabei, den Überblick zu behalten. Mit den richtigen Tools und einer positiven, unterstützenden Haltung kannst du als Führungskraft das Potenzial von AD(H)S-Betroffenen optimal fördern. Aber vor allem solltest du die Stärken der Teammitglieder – Kreativität, schnelle Problemlösungen und frische Ideen – erkennen und nutzen, um dein Team stärker zu machen.

                        Wenn du als Führungskraft das Thema AD(H)S langfristig angehen möchtest, denk daran, dass Vielfalt ein großer Vorteil ist. Indem du Arbeitsbedingungen schaffst, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse deines Teams abgestimmt sind, gibst du allen die Chance, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Nutze die Stärken von Menschen mit AD(H)S – ihre Kreativität, schnelle Problemlösungsfähigkeiten und ihre Fähigkeit, in bestimmten Aufgaben wirklich tief einzutauchen. Mit einer offenen Haltung und flexiblen Arbeitsmodellen kannst du ein inklusives und produktives Arbeitsumfeld schaffen, das deinem Team hilft, innovativ und erfolgreich zu sein.

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